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„Mauermaler“ im alten Gefängnis

Unter dem Titel „Mauermaler“ haben etwa 20 Kinder Farbe ins Übergangswohnheim im ehemaligen Gefängnishof in der Wittstraße gebracht. Die Kinder wohnen dort. Unter Anleitung von Dr. Markus Wimmer von der Galerie 561 haben sie Ende Mai Holztafeln bemalt, die am Montag nun an die Gefängnismauer angebracht wurden.

Anfang 2018 wurden auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnisses zwei Wohnkomplexe für 125 Menschen fertiggestellt, in die Kontingentflüchtlinge aus Syrien und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion einzogen. Mittlerweile wohnen fast ausschließlich Aussiedler dort. Vor knapp zwei Jahren, als Flüchtlinge von der Alten Kaserne in die Wittstraße umziehen mussten, gab es teils heftige öffentliche Kritik. Einmal wegen des Schulwechsels oder wesentlich längerer Schulwege der Kinder, zum anderen weil unter den Flüchtlingen Menschen waren, die in Gefängnissen schwer gelitten hatten. Man befürchtete ein Déjà-Vu.-Erlebnis. „Ein Déjà-Vu blieb aus“, so Sozialpädagogin Christiane Bayersdorfer Zur, die in der Migrationsberatung im Auftrag des Hauses International vor Ort arbeitet. „Die Bewohner plagt es eher, wenn sie nach zwei Jahren immer noch keine Wohnung gefunden haben.“

Den Standort Wittstraße findet Bayersdorfer Zur zudem wegen der Lage hervorragend (kurze Wege zu den Ämtern, zu Sprachschulen und zur Altstadt). Und die Mauer? Bayersdorfer Zur: „Was Außenstehende vielleicht als eingesperrt empfinden, empfinden die Bewohner als wohltuendes abgeschirmt sein. Die Mauer hält den Straßenlärm ab und Eltern können ihre Kinder frei auf dem Hof herumlaufen lassen.“

Die Kinder freuen sich, dass ihre Werke nun sichtbar für Eltern und Bewohner an der Mauer hängen. Für Außenstehende, die entlang der Wittstraße an der alten Gefängnismauer vorbeigehen, bleibt alles beim Alten: eine hohe graue Mauer. Die Aktion wurde im Rahmen der 14. Interkulturellen Kunstwerkstatt durchgeführt, die im Schuljahr 18/19 unter dem Motto „Bauen: Aufbauen, Abbauen, Umbauen“ stand. Schirmherr war Oberbürgermeister Alexander Putz.